GUIDE TO

Slow Living

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Slow Living

Slow Living – wer das hört, denkt oft zuallererst an Leinen-Tischdecken, alte Holzbretter, weiß gekalkte Wände, Brotbacken und selbst angebautes Gemüse. Und ja – all‘ das können Wege sein, ein entschleunigtes, achtsames und bewusstes Leben zu führen. Aber im Kern geht es bei der Slow Living-Bewegung um viel mehr als einen ästhetischen Social Media-Trend. Es geht darum, im Hier und Jetzt zu leben, die kleinen Momente des Lebens wahrzunehmen, um Selbstfürsorge, Achtsamkeit und vor allem darum, im Einklang mit dem Leben zu sein – mit DEINEM Leben. Mit deinen Werten, Prioritäten und Zielen. Wie das geht? Das haben wir in diesem kleinen Guide für dich zusammengefasst und geben dir außerdem Input für weitere Inspiration rund um Slow Living-Themen.

SLOW LIVING

Highlights

“Slow living is all about creating time and space and energy for the things that matter most to us in life. So ask yourself what you stand to gain.”

Brooke Mc Alary
Hotel im Wald

“Slow living is all about creating time and space and energy for the things that matter most to us in life. So ask yourself what you stand to gain.”

Brooke Mc Alary

Die Slow Living-Bewegung

Was ist „Slow Living“?

Slow Living ist kein oberflächlicher Social Media-Trend, sondern eine Lebensphilosophie, die – gerade seit der Corona Pandemie – weltweit immer mehr Anklang findet. Im Kern bedeutet Slow Living, sich von der Hektik des Alltags zu lösen und stattdessen bewusst, achtsam und minimalistisch(er) zu leben. Es geht allerdings nicht darum, alles in Zeitlupe zu erledigen, sondern vielmehr darum, die Dinge in einem Tempo anzugehen, das Qualität und Sinn in den Vordergrund stellt. Die Philosophie der Slow Living-Bewegung ist, innezuhalten, den Autopiloten auszuschalten und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Es gibt keine einheitliche Definition von Slow Living, aber die meisten von uns haben eine intuitive Vorstellung davon, was damit gemeint ist. Es ist ein bewusster Lebensstil, bei dem man mit Intention handelt und sich der Gründe für sein Tun bewusst ist. Begriffe wie einfach, gemütlich, ruhig, warm, natürlich, verbunden, harmonisch, freudvoll und saisonal werden oft mit Slow Living assoziiert. Aktivitäten wie Lesen, Tee trinken, Kochen, Spazierengehen, Handarbeiten, Gärtnern oder Fotografieren wecken genau dieses Gefühl. Also ja – gewissermaßen hat Slow Living etwas mit selbst gebackenem Brot und Tomaten aus dem eigenen Garten zu tun. Aber all‘ das fußt auf einer mentalen Einstellung.

Slow Living bedeutet, das Tempo des Lebens zu drosseln, sich von der Oberflächlichkeit des ständigen „Höher, Schneller, Weiter“ zu verabschieden und den Moment bewusst zu genießen, statt ständig von einer Aufgabe zur nächsten zu hetzen und Erfolg mit einem überfüllten Terminkalender gleichzusetzen. Indem wir entschleunigen, schaffen wir Raum für mehr Achtsamkeit, Verbundenheit, Tiefe, Freude und Lebensqualität. Diese Lebensweise zeigt sich bei jedem Menschen auf unterschiedliche Weise.

Slow Living

Geschichte & Philosophie

Die Wurzeln der Slow-Bewegung reichen bis in die 1980er Jahre zurück, als Carlo Petrini und eine Gruppe Aktivist*innen in Italien die Slow-Food-Bewegung ins Leben riefen. Ihr Ziel war es, regionale Esskulturen zu bewahren und auf die negativen Folgen der Schnelllebigkeit aufmerksam zu machen. Seitdem hat sich der Slow-Gedanke auf viele weitere Lebensbereiche ausgeweitet – von Slow Fashion über Slow Travel bis hin zu Slow Work.

Einer der wichtigsten Vordenker dieser Bewegung ist Carl Honoré, dessen Buch In Praise of Slowness den Slow-Gedanken einem breiteren Publikum bekannt machte. Honoré betont: „Das wahre Potenzial des Lebens entfaltet sich nicht durch Beschleunigung, sondern durch das bewusste Entschleunigen.“

Während der Pandemie rückte Slow Living für viele Menschen in den Fokus. Plötzlich hatten wir die Chance, innezuhalten, zu reflektieren und unser Leben zu vereinfachen. Hobbys wurden neu entdeckt, Beziehungen intensiviert und der Wert von Achtsamkeit geschätzt. Google berichtete über eine Vervierfachung der Suchanfragen nach „Slow Living“-Inhalten auf YouTube im Jahr 2020.

Slow Living-Tipps für deinen Alltag

Slow Living ist keine Checkliste, sondern eine Lebenseinstellung, die dich ermutigt, das Tempo zu drosseln und den Moment zu genießen. Egal, ob du dein Zuhause verschönerst, einen Ausflug in die Natur machst oder neue Rezepte ausprobierst – es sind die kleinen Dinge, die das Leben schön und erfüllt machen. Für manche bedeutet Slow Living, gemütlich durchs Haus zu schlendern, ohne sich vom Druck der Zeit hetzen zu lassen. Andere finden es in Hobbys wie Gärtnern oder Zeichnen, oder darin, mehr Quality Time mit Familie und Freunden zu verbringen.

Egal, wie es für dich aussieht: Slow Living zielt darauf ab, ein nachhaltiges und erfüllendes Leben zu gestalten. Oft wird es mit Minimalismus und Einfachheit in Verbindung gebracht, denn beide Konzepte helfen dabei, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und langsamer und bewusster zu leben. Hier kommen außerdem sechs simple Tipps für deinen Alltag:

Reduziere deinen Besitz

Weniger Dinge zu besitzen, ist ein Schlüssel, um das Leben zu entschleunigen. Als wir 2021 für unser Sabbatical unsere Wohnung untervermietet haben, hab ich bereits ein bisschen aussortiert. Damals fiel es mir aber noch wirklich schwer, mich von Dingen zu trennen. Dann lebten wir im Sabbatical ein halbes Jahr in unserem Camper auf 4 Quadratmetern – und hatten nur das Wichtigste dabei. Und dennoch: Ich hab nicht mal eine Hand voll Dinge vermisst in dieser Zeit.

Das hat mich bestärkt, als wir 2022 von Berlin in die Pfalz gezogen sind, radikal auszumisten. Das Ergebnis war, dass wir mit rund zehn Umzugskartons und ein bisschen Kleinkram hier ankamen. Alles andere habe ich verschenkt oder verkauft. Obwohl ich mir sicher war, nur die allerwichtigsten Dinge behalten zu haben, ist etwa die Hälfte der Umzugskartons bis heute, über zwei Jahre später, nicht ausgepackt. Und inzwischen weiß ich nicht mal mehr, was drin ist.

Natürlich sind in den letzten beiden Jahren wieder neue Dinge dazu gekommen. Aber ich achte nach wie vor sehr genau darauf, meinen Besitz reduziert zu halten. Weil es mir ohne all den unnötigen „Ballast“ so viel besser geht. Und weil es mir viel leichter fällt, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Indem wir Überflüssiges loswerden, vereinfachen wir unseren Alltag. Ein übersichtlicher Kleiderschrank, der uns Zeit beim Anziehen spart, schafft Platz für Spaziergänge oder Musik, statt hektisches Suchen nach dem richtigen Outfit. Das Ergebnis? Weniger Belastung, mehr Raum für echte Erlebnisse.

Wenn du jetzt, genau wie ich damals, nicht weißt, wo du anfangen sollst, habe ich einen guten Tipp von Brooke McAlary für dich: Baby Steps. Probier es mit der chaotischen Küchenschublade (eine, nicht die ganze Küche!) statt der Garage voller Kram. Und arbeite dich so Stück für Stück von einem Bereich zum nächsten. So mache ich es heute auch und ich finde, das erleichtert es extrem, überhaupt mal damit anzufangen 🙂

Starte entspannt in den Tag – und beende ihn auch so

Ich bin kein Fan von dem Wort „Morgenroutine“, weil „Routine“ für mich irgendwie nach „müssen“ klingt statt nach „wollen“. Aber die Idee, einige Dinge, die uns gut tun, morgens und abends in den Alltag zu integrieren, finde ich großartig! Statt Routine benutze ich das Wort „Flow“. Das fühlt sich für mich zum einen intuitiver an und drückt auch vielmehr aus, was es für mich ist: Ein Ablauf, der jeden Tag irgendwie ähnlich ist, aber dennoch flexibel bleibt und Raum für spontane Änderungen lässt. Für mich klingt das viel weniger starr an, als die Idee einer „Routine“.

Egal, wie du es nennst: Der Zweck bleibt gleich! Wenn du dir schon direkt am Morgen etwas Zeit nimmst für Dinge, die dir guttun, kann sich das positiv auf deinen ganzen Tag auswirken. Umgekehrt kennen wir alle das Gefühl, dass ein hektischer Morgen uns den ganzen Tag verhageln kann. Was genau du morgens (und abends) für dich tust, ist ganz egal – eine Tasse Kaffee ganz in Ruhe, etwas Yoga, ein kurzer Spaziergang… Wichtig ist nur, dass du dir bewusst Zeit für diese Dinge nimmst und diese Zeit auch entsprechend einplanst. Dann fühlt es sich nämlich schon direkt mehr nach „Flow“ und weniger nach einem weiteren to do an…

Gehe täglich nach draußen

Ein Tipp, an dem ich selbst noch arbeite: Jeden Tag, egal wie voll er ist, wenigstens ein paar Minuten in der Natur verbringen. Denn schon ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft kann Wunder bewirken – oft fühlen wir uns danach erfrischt, fitter und sind kreativer.

Ob beim Sterne beobachten auf der Terrasse oder beim Pflanzen eines kleinen Gemüsegartens: Zeit in der Natur verbindet uns mit unserem Umfeld und fördert Wohlbefinden sowie Gemeinschaftsgefühl. Suche dir bewusst Orte, an denen du durchatmen und zur Ruhe kommen kannst – selbst in der Hektik einer Großstadt. Das können Parks, botanische Gärten, ruhige Straßen oder auch Orte wie die Höfe von Bibliotheken oder Museen sein. Diese Plätze sind Oasen im Trubel des Alltags und bieten einen Moment der Stille.

Und ein weiterer Vorteil: Seit ich täglich Zeit in der Natur verbringe, nehme ich die Jahreszeiten und ihren Wechsel viel bewusster wahr. Schon morgen kann das Laub am Baum neben meinem Lieblingsweg anders aussehen als heute. Vielleicht erlebe ich auf meiner kurzen Runde den ersten Schnee. Diese kleinen Momente geben mir in der Hektik des Alltags oft wahnsinnig viel…

Tue etwas mit den Händen

Im Sommer habe ich angefangen, mein eigenes Sauerteigbrot zu backen. Ich würde lügen, wenn ich sage, dass der Weg dorthin gradlinig war. Erst hab ich’s mit selbst gezogenen Tomaten versucht, dann mit basteln. Beides war von mittelmäßigem Erfolg. Backen hingegen macht mir schon immer Spaß. Aber erst, seit ich Brot backe, hat dieses Hobby für mich eine entschleunigende, fast meditative, Wirkung. Weil mir der Gedanke gefällt, dass ich nur aus Wasser und Mehl mit meinen eigenen Händen etwas so Leckeres erschaffen kann. Wissenschaftler*innen sagen, dass es gut für die Psyche ist, wenn wir etwas mit unseren Händen tun (Stichwort: „Effort driven rewards cycle“). Ich glaube: Sie haben Recht!

Hinzu kommt, dass meine Wertschätzung für Lebensmittel eine andere ist, seit ich selbst Brot backe oder wir beispielsweise von Hand eigenen Apfelsaft gepresst haben. Ähnlich ist es sicherlich, wenn man mit dem Stricken oder Häkeln anfängt. Also was immer dir am ehesten liegt und dir gut tut: Trau dich, damit anzufangen. Es lohnt sich so sehr!

Single-Tasking und die Kunst des Wahrnehmens

Eins der größten Probleme unserer modernen Welt ist, dass wir sehr selten nur eine Sache tun. Wann hast du das letzte Mal gekocht, ohne dabei Musik zu hören, dich zu unterhalten oder mit einer Hand am Handy zu scrollen?

Multitasking mag effizient erscheinen, ist es aber oft nicht. Im Gegenteil: Es zerstreut unsere Aufmerksamkeit und führt zu mehr Fehlern. Wenn du dich hingegen bewusst auf eine Aufgabe nach der anderen konzentrierst, erledigst du diese nicht nur besser, sondern reduzierst auch den Stress. Plus: Dir werden plötzlich Dinge auffallen, für die dir sonst die mentale Kapazität fehlt. Wie fühlt sich die Karotte eigentlich mit Schale an? Und ohne? Wie riecht sie?

Lerne „nein“ zu sagen

Dieser Tipp ist der, der mir selbst mit Abstand am schwersten fällt. Deshalb an dieser Stelle nur kurz und knapp – im Grunde ist es ja auch simpel:
Auf fünf Hochzeiten gleichzeitig sein zu wollen, ist das genaue Gegenteil von Slow Living. Lerne, klare Grenzen zu setzen und deine Zeit zu schützen. Sag nur „Ja“ zu dem, was wirklich wichtig ist, und schaffe so Raum für das, was dich inspiriert und erfüllt. Und für die wichtigen Menschen in deinem Leben…

SLOW LIVING

Inspiration – Bücher & Co

Neben Carl Honoré, einem der Begründer der Slow Living-Bewegung, hat vor allem die Australierin Brooke McAlary den Slow Living-Gedanken in den letzten Jahren durch ihre Bücher und Podcasts weit in die Welt hinaus getragen. Auch ich habe über sie zur Slow Living-Philosophie gefunden und bin bis heute davon überzeugt, dass jede/r ihr Buch SLOW* gelesen haben sollte.

„Slow: Einfach leben“* von Brooke McAlary (die „Slow Living Bibel“)

„In Praise of Slowness: Challenging the Cult of Speed“* von Carl Honoré (lt. Huffington Post „Vater der modernen Slow Living-Bewegung“)

Fenster im Trakt Forest Hotel
Slow Living – Gemütlichkeit & Bücher
Slow Living – Natur & Outdoor

The Slow Home“/“The Tortoise“-Podcast von Brooke McAlary

„Destination Simple – Everyday Rituals for a Slower Life“* von Brooke McAlary (leider auf Englisch, aber sehr kurzweilig & lesenswert!)

In Praise of Slowness (TED Talk von Carl Honoré)

The Kinfolk Home: Interiors for Slow Living* von Nathan Williams (und auch die Ausgaben zu „Garden“ & „Travel“)

Die Vorteile von Slow Living

Mehr Zeit für das Wesentliche
Weniger Ablenkung durch sinnlose Aktivitäten schafft Raum für Selbstfürsorge und Quality Time.

Achtsamer leben
Stress bewältigen, Momente feiern und bewusst im Hier und Jetzt sein.

Stärkere Beziehungen
Durch Achtsamkeit und Zeitgewinn verbessert sich die Qualität der Zeit mit den Liebsten.

Nachhaltiger leben
Wer entschleunigt, erkennt schneller die negativen Folgen eines konsumgetriebenen Lebensstils.

Mehr Sinn und Erfüllung
Handeln nach deinen eigenen Werten kann zu einem bewussteren, zielgerichteten Leben führen.

Tiefere Verbindung zur Natur
Durch Slow Living können wir uns stärker mit den Rhythmen der Natur und den Jahreszeiten verbinden.

Du siehst: Slow Living bedeutet nicht, alles perfekt zu machen und einen beigen Pinterest-Traum aus Leinen, Vintage-Möbeln und Selbstgemachtem zu leben. Es geht vielmehr um die kleinen Veränderungen im Alltag, die zu einem bewussteren, erfüllteren Leben führen.

Ganz egal, ob das ein täglicher kurzer Spaziergang am Morgen ist, ein neues Hobby nur für dich oder mehr bewusste Zeit mit deinen Liebsten – die Entschleunigung beginnt in den kleinen Momenten, die das Leben ausmachen. Probier es doch einfach mal aus!

The art of Slow Living

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