Wir fahren über grüne Wiesen, vorbei an Palmenhainen und durch dichte Wälder. Die Lok schnaubt regelmäßig, während wir uns Meter für Meter vorwärts bewegen – mal im Schritttempo, mal schneller. Das monotone Rattern der Räder wird von Zeit zu Zeit von einem lauten Hupen unterbrochen.
Ich sitze in der offenen Tür, halte mich gut fest weil der Zug manchmal so stark wackelt, dass ich denke, ich könnte herausfallen. Dennoch bin ich tiefenentspannt. Ich lasse den Blick schweifen, atme die Natur und schaue zu, wie sich die Landschaft um uns herum verändert. Wir sind mittendrin in einer der wohl bekanntesten Sehenswürdigkeiten von Sri Lanka: Der Zugfahrt von Kandy nach Ella. Eine Zugfahrt, die zu den schönsten der Welt gezählt wird und die für viele Reisende ein absolutes „Must Do“ auf der Insel ist. Und eine Zugfahrt, die uns so gut gefiel, dass sich das Erlebnis für umgerechnet gerade einmal einen Euro zu unseren schönsten Momenten auf Reisen eingereiht hat…
Inhaltsverzeichnis
- Warum ist diese Zufahrt so sehenswert?
- Welche Züge und Klassen gibt es?
- Tickets & Fahrpläne
- Tipps zur Zugfahrt
Warum ist diese Zugfahrt so sehenswert?
Wenn du dich jetzt fragst, was an einer Zugfahrt so besonders sein soll: Die Strecke von Kandy nach Ella fährt man nicht bloß, um von A nach B zu kommen oder eine bestimmte Sehenswürdigkeit anzusteuern. Die rund siebenstündige Fahrt selbst ist die Sehenswürdigkeit. Sie führt durch die wunderschöne und abwechslungsreiche Landschaft Sri Lankas – von Palmenhainen über endlose Wiesen bis ins saftige Hochland der Insel, wo der Zug durch endlose Teeplantagen tuckert. Da es meist wirklich nur ein Tuckern ist (die Züge fahren oft sehr langsam), gibt es viele Möglichkeiten, tolle Fotos zu machen. Oder du genießt eben einfach nur die Aussicht und gönnst dir ein paar leckere Snacks bei den fliegenden Händlern, die regelmäßig an Bahnhöfen zwischen den Zügen wechseln 🙂
Welche Züge und Klassen gibt es?
Die Züge von Kandy nach Ella (und umgekehrt) sind in drei Klassen unterteilt:
Erste Klasse
In der ersten Klasse gibt es ziemlich bequeme Sitze, die Wagen sind klimatisiert und die Fahrt ist somit recht komfortabel. Wir würden die Klasse aber dennoch nicht wählen. Warum? Das Erlebnis der Zugfahrt ist dort sicher am unauthentischsten, die Fenster und Türen lassen sich nicht öffnen und somit fehlt in unseren Augen irgendwie der Charme, der diese Zugfahrt so besonders macht.
➸ Ticketpreis: Rund 6 Euro (Stand: August 2019).
Zweite Klasse
In der zweiten Klasse gibt es zwar nur Ventilatoren statt Klimaanlagen und die Sitze sind auch etwas unbequemer. Dafür wirst du aber mit dem wunderbaren Gefühl von Freiheit belohnt, das sich einstellt, wenn dir der Fahrtwind durch die offenen Türen um die Ohren weht. Auch die Fenster lassen sich in der zweiten Klasse öffnen. In unseren Augen ist diese Klasse die beste. Du solltest beim Ticketkauf jedoch darauf achten, dass du eine Sitzplatz ergatterst. Wir mussten uns leider mit Tickets ohne festen Sitzplatz begnügen. Diese waren zwar günstiger, wir mussten aber auch einen großen Teil der Fahrt stehen. In unserem Fall war das nicht dramatisch, weil der Zug ziemlich leer war. Wir haben uns also einfach eine Tür „gesichert“ und uns dort im Flur des Zuges niedergelassen 😀
Wenn der Zug jedoch sehr voll ist und du zwischen anderen Reisenden eingeklemmt stehen musst, wird das auf Dauer sicher unbequem.
➸ Ticketpreis: Rund 3 Euro mit Sitzplatzreservierung und knapp über 1 Euro ohne Sitzplatzgarantie (Stand: August 2019).
Dritte Klasse
Die dritte Klasse ist noch mal etwas simpler als die zweite. Statt Sitzen gibt es Bänke, die Klasse ist meist ziemlich voll und du wirst hier nicht nur auf Menschen, sondern eventuell auch auf Tiere treffen 😀 Alles in allem soll eine Fahrt in der dritten Klasse aber dennoch ein Erlebnis sein, das dazu auch noch ein ziemliches Schnäppchen ist.
➸ Ticketpreis: Rund 2 Euro mit Sitzplatzreservierung und knapp unter 1 Euro ohne Sitzplatzgarantie (Stand: August 2019).
Tickets & Fahrpläne
Da die Züge (vor allem in der Hauptsaison) oft sehr voll oder gar ausgebucht sind, solltest du dein Ticket am besten vorab kaufen.
Das kannst du entweder vor Ort an einem Bahnschalter machen oder vorab online, beispielsweise über Omio. Dort findest du übrigens weltweit Bus- und Zugfahrpläne mit Preisen. Alle Stationen sind übersichtlich auf einer Karte eingezeichnet, es gibt eine smarte Suchfunktion und für die Buchung wirst du jeweils auf die nationale Buchungsplattform weitergeleitet. Da wir im Ausland sehr viel mit den öffentlichen Verkehrsmitteln reisen, ist Omio mittlerweile zu einem ständigen Begleiter geworden.
Der sogenannte Expresszug (eigentlich ist er ja nicht so „express“, sondern eher entspannt unterwegs) fährt zwischen Kandy und Badullla mit Halt in Ella mehrmals am Tag. Die aktuellen Fahrpläne kannst du online beispielsweise hier oder hier einsehen (Achtung: Für Ella musst du „Elle“ eingeben).
Tipps zur Zugfahrt
Da die Zugfahrt eine Sehenswürdigkeit und somit leider auch oft überfüllt ist, gibt es einige Tipps & Tricks, um das Erlebnis dennoch genießen zu können.
1. Früh eine Tür sichern
Wir haben uns, direkt nachdem wir eingestiegen sind, eine der begehrten Türen „gesichert“ und uns quasi im Durchgang eingerichtet. Da wir ohnehin keine Tickets mit Sitzplatz mehr ergattern konnten, war der Boden im Flur unsere einzige Sitzmöglichkeit. Phasenweise haben wir auch gestanden. Bequem ist zwar irgendwie anders aber weil der Zug bei uns relativ leer war, war das ganze dennoch ein Erlebnis. Und dank Platz an einer Tür hatten wir immerhin die beste Aussicht 😉
ACHTUNG: Halt dich unbedingt gut fest, wenn du dich in der Nähe der Türen aufhältst. Der Zug wackelt manchmal ohne Vorwarnung ziemlich stark und leider gibt es immer wieder Unfälle, weil Touristen herausfallen…
2. Eine Station früher zusteigen
Nicht alle, aber manche Züge halten in an der Peradeniya Railway Station, der Station vor Kandy. Solltest du keine Tickets mehr mit Sitzplatzgarantie ergattert haben, kann es sinnvoll sein, dort zuzusteigen. So umgehst du den großen Ansturm auf den Zug in Kandy und kannst dir vorher bequem einen Platz sichern. Manche Züge halten sogar nur an der Peradeniya Railway Station und nicht in Kandy – sie sind oft besonders leer. Erkundige dich einfach vorab über die aktuellen Fahrpläne & Stopps.
3. Früh morgens fahren
Wähle, wenn möglich die Verbindung, früh morgens – dann ist der Zug deutlich leerer als am Tag und die Stimmung ist wirklich einzigartig.
4. Das Wochenende vermeiden
Am Wochenende sind die Züge besonders voll, weil dann zu den einheimischen Zugreisenden und Individualtouristen oft Pauschaltouristen auf Ausflug und Wochenendpendler hinzukommen. Versuche also besser, die Strecke an einem Wochentag zu fahren.
5. Die Strecke teilen
Wir haben die Strecke von Kandy nach Ella geteilt, weil wir einen Stop in Nuwara Eliya eingelegt haben. Das kann nicht nur für einen Besuch der Teeplantagen sinnvoll sein: Durch den Stop hast du außerdem zwei Chancen auf einen guten Platz.
6. Die Strecke umgekehrt (von Ella nach Kandy) fahren
Viele Reisende empfehlen auch, die Strecke einfach umgekehrt zu fahren. Die Züge sind von Ella nach Kandy nämlich deutlich leerer weil die meisten Touristen erst das Inland rund um Kandy bereisen und sich dann über Ella zu den Stränden runterarbeiten. Wir haben es genauso gemacht, weshalb der umgekehrte Weg leider nicht infrage kam. Aber wenn es zu deiner Route passt, könnte es sicherlich sinnvoll sein, die Strecke zu drehen.
Fotografietipp:
Augen auf – es warten wunderschöne Motive und ungeahnte Gefahren
Die Zugstrecke ist im Grunde ein einziges Fotomotiv und wenn du mit offenen Augen aus dem Fenster blickst, wirst du aus dem Knipsen gar nicht mehr raus kommen. Wie du siehst, haben auch wir diverse Fotos gemacht – unter anderem das beliebte „Ich schaue romantisch aus dem Zug“-Motiv. Sei bei solchen Fotos bitte UNBEDINGT VORSICHTIG und verzichte auf waghalsiges Posing. Wie wir oben schon angedeutet haben: Leider mehren sich die (tödlichen) Unfälle auf der Zugfahrt; nicht zuletzt, weil Touristen sich weit aus dem Zug heraus lehnen oder schlicht unvorsichtig sind. Neben steilen Abhängen tauchen auch die Tunnels manchmal ziemlich plötzlich auf. Und oft fährt der Zug so nah an der Tunnelwand vorbei, dass man dringend den Kopf einziehen muss. Coolen Fotos steht nichts im Weg – aber bitte mit einer großen Portion Respekt 🙂
Bonustipp: Von Nuwara Eliya nach Ella besser in Fahrtrichtung links sitzen
Im Internet scheiden sich die Geister darüber, ob es eine Seite mit dem schöneren Ausblick gibt. Wir fanden, dass die sehenswerten Abschnitte auf dem ersten Stück der Route im Wechsel auf beiden Seiten verteilt waren. Auf dem zweiten Teilstück ab Nuwara Eliya fanden wir die Aussicht in Fahrtrichtung links jedoch wesentlich besser…
Du bist auf der Suche nach weiteren Sri Lanka-Tipps? Schau doch mal in unserem großen Artikel vorbei; dort findest du unsere Route für drei Wochen und ganz viele Sehenswürdigkeiten und Tipps.
Weitere Fotos
*Info/Offenlegung:
Hierbei handelt es sich um einen Partnerlink von Omio.
Hallo ihr, ich habe mal eine Frage zu eurer Zugfahrt von Sri Lanka.
Ich werde Ende Februar von Ella nach Kandy fahren und habe mir schon ein Ticket in der ersten Klasse gebucht. Jetzt überlege ich, ob einfach auch noch eins in der dritten Klasse buche, da das Erlebnis dort schöner sein soll. Kann man während der Fahrt zwischen den Klassen wechseln? Wenn nein, wäre bei den Stopps genug Zeit, um hin und her zu wechseln, falls es mir in der dritten Klasse zu unbequem sein sollte? Die Tickets kosten ja fast nichts.
Danke & liebe grüße
HI Verena,
also als wir 2019 in Sri Lanka waren, war der Wechsel zwischen der 2. und 3. Klasse problemlos möglich. Bei der 1. bin ich mir gerade nicht mehr sicher – aber bei einem Stopp sollte das auf jeden Fall möglich sein. Ich wünsche dir eine wunderbare Zeit in Sri Lanka 🙂
Viele Grüße
Laura
Hallo Verena,
ich hoffe du hattest einen tollen Aufenthalt in Sri Lanka! Kannst du berichten, ob der Klassenwechsel von 1. in 2. problemlos während der Fahrt geklappt hat? Hattet ihr Gepäck dabei? Wir stehen aktuell vor der gleichen Frage!
Liebe Grüße
Saskia
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