Diesen Sommer durften wir mit unseren Kameras ein Reiseerlebnis der besonderen Art begleiten: Ein exklusiver Segeltörn auf einer 54 Meter langen Yacht durch die Kykladen. Kein Segeltrip, wie man ihn kennt, aber der perfekte Mix aus Abenteuer und Slow Travel. Wer türkisblaues Meer, wunderschöne Inseln, griechische Gemütlichkeit, aber vor allem Abstand vom Alltag, Entspannung und das Gefühl von Freiheit sucht, ist hier genau richtig. Denn ein Segeltörn an Bord der Rhea fühlt sich an, wie eine Reise in eine andere Welt – in der nur der Moment zählt.
ANZEIGE*
Segeln in Griechenland
Egal, ob Vollprofi, blutiger Anfänger oder Urlaubsgast: Griechenland gehört inzwischen zu den beliebtesten Segelrevieren Europas. Und das zurecht, denn kaum irgendwo auf dem europäischen Kontinent gibt es so viele Inseln, ist das Wasser so glasklar, sind die Buchten so einsam und die Menschen so herzlich. Und besonders für Segler bietet Griechenland unglaublich viel Abwechslung – vom ruhigen Anfängertörn bis hin zum absoluten Profirevier.
In den Monaten zwischen April und Oktober finden sich im ganzen Land tolle Segelreviere. Die entspannteste Ecke sind wohl die Ionischen Inseln. Im Saronischen Golf und den Sporaden geht es schon ein bisschen wilder zu und abenteuerlustige Segler wählen die Kykladen. In diesem Artikel findest du noch weitere Infos und die Vor- und Nachteile der einzelnen Reviere.
Auch wir haben das Segeln in Griechenland lieben gelernt und 2021 unseren ersten Segelschein im Ionischen Meer gemacht. Bis heute hat dieses Segelrevier einen besonderen Platz in unserem Herzen – natürlich aus Nostalgie, aber auch, weil die Region mit ihren über 50 Inseln, dem türkisblauen Wasser, den wunderschönen Buchten, den thermischen Winden und dem entspannten Seegang für uns das perfekte Segelrevier ist.
Die Kykladen als Segelrevier
Die Kykladen gelten hingegen zu Recht als das anspruchsvollste Segelrevier Griechenlands. Auch wenn die Etappen zwischen vielen Inseln nicht allzu lang sind, hat es die Region besonders im Sommer in sich. Dann weht nämlich der berühmt-berüchtigte Meltemi über die Inseln hinweg – ein kräftiger Sommerwind, der sonniges Wetter, eine angenehme Brise und spannende Segelbedingungen mit sich bringt. Mit einer erfahrenen Crew an Bord gibt es aber absolut nichts zu befürchten. Ganz im Gegenteil: Es warten großartige Segeltage!
Segelreisen – Der Inbegriff von Slow Travel
Wann immer ich an Bord eines Segelbootes bin, vergesse ich den Alltag, alle Sorgen und jeglichen Stress. „Segeln ist Freiheit“ hat ein Freund mal zu uns gesagt. Und ich finde: Er hat Recht! Keine andere Reiseart fühlt sich für mich so frei und „richtig“ an, wie an Bord eines Schiffes zu sein, das sich allein mit der Kraft des Windes bewegt. Immer im Tempo der Natur, aber nie langweilig. Die perfekte Mischung aus Abenteuer und Entspannung. Der Inbegriff von Slow Travel. Und für mich die allerschönste Art zu reisen.
Weil zwischen aufregenden Segelpassagen, Badestopps in den schönsten Buchten und Ausflügen auf kleine Inseln trotzdem noch so viel Raum bleibt. Für Ruhe und Entspannung. Zum Lesen und Yoga. Oder einfach nur, um eine Weile dazusitzen und den Wellen beim Wippen zuzuschauen…
Warum Sailing Classics?
Sailing Classics vereint seit 2007 die Vorteile von klassischen Segelreisen mit einem Hauch von Luxus. Es geht aber nicht um den schillernden offensichtlichen Luxus, sondern vielmehr um die kleinen Details – ein geschmackvolles Schiff, hochwertig ausgestattete Kabinen, tolles Essen und vor allem ein erstklassiger Service durch eine herzliche Crew, die bereits am zweiten Tag weiß, dass du nach dem Mittagessen IMMER einen Espresso bestellst und zum Dinner grundsätzlich Weißwein trinkst. In Kombination mit der lockeren Atmosphäre an Bord wird aus einem Segeltörn so ein Erlebnis der ganz besonderen Art.
Aktuell besteht die Sailing Classics-Flotte aus drei Schiffen: Kairós, Chronos und Rhea. Alle drei haben gemeinsam, dass sie sich in ihrer Bauweise an klassischen Segelyachten orientieren und die Bodenständigkeit einer Segelreise mit dem Luxus eines Boutique-Hotels vereinen. So gibt es auf allen Yachten ausschließlich Fensterkabinen mit Klimaanlage und eigenem Bad, einen großzügig gestalteten Außenbereich, Vollpension mit einem Dreigang-Menü am Abend und diverse Wassersportmöglichkeiten. Auf unnötigen Schnickschnack verzichtet man hingegen ganz bewusst.
Die baugleichen 54 Meter langen Schiffe Chronos und Rhea bestechen durch ihr großzügiges Layout mit viel Raum und Privatsphäre. Kairós ist mit ihren 38 Metern hingegen deutlich kürzer, es geht ein bisschen familiärer zu und die Reisen sind oft auch etwas günstiger – aber nicht weniger exklusiv! Im Gegenteil: Während Chronos und Rhea für bis zu 26 Passagiere ausgestattet sind, reisen auf Kairós maximal 16 Passagiere plus Crew. Wer also eher eine Reise im Stil des klassischen Segelabenteuers sucht und gerne in einsamen Buchten ankert, ist auf Kairós besser aufgehoben, während es auf Chronos und Rhea etwas luxuriöser zugeht.
Übrigens: Segelreisen sind nicht nur ein großartiges Erlebnis für passionierte Seefahrer*innen, sondern vielleicht auch eine tolle Alternative zur nächsten Kreuzfahrt? Während du an Bord eines Kreuzfahrtschiffes oft in der Anonymität der Masse versinkst, lernt man sich in der lockeren Atmosphäre eines Segeltörns schnell kennen, ohne, dass etwas erzwungen wird. Hinzu kommt, dass das Reisen mit dem Wind, mit 20 statt 2000 Passagieren, auch mit Blick auf die Nachhaltigkeit eine Alternative zum Massentourismus auf dem Meer ist.
Und das Allerbeste: Wer möchte, darf bei Sailing Classics sogar aktiv mitsegeln! So kannst du je nach Wetter helfen, die Segel zu hissen und sogar mal selbst das Steuer übernehmen!
An Bord der Rhea
Mit 54 Metern Gesamtlänge ist die Rhea nicht nur eines der beiden größeren Schiffe bei Sailing Classics – sondern sie gehört auch zu den größten Segelyachten Europas. Wer jetzt Anonymität und Dekadenz erwartet, täuscht sich! Denn die Exklusivität dieser Segelreise definiert sich nicht über Luxus im Überfluss – sondern vielmehr über ein unendliches Freiheitsgefühl, während es zugleich nicht an Komfort mangelt.
So kommt es, dass ich bereits bei meinen ersten Schritten über das Deck die Wärme der glatten Holzdielen an meinen Füßen spüre, während ich mir mit einem geeisten Handtuch, das es zur Begrüßung gab, die Anreise aus dem Gesicht wische. Schon in den ersten Minuten, nachdem wir im Hafen von Piräus an Bord gegangen sind, hatte uns die Crew erzählt, dass wir gerne barfuß laufen können; viele Gäste es im Sommer so tun. Dankbar war mindestens die Hälfte der Passagiere aus ihren Schuhen geschlüpft – und die meisten werden sie in den nächsten Tagen nur wieder anziehen, um an Land zu gehen.
Das ständige Barfußlaufen an Bord ist ein so kleines Detail. Aber ein so wichtiges, weil es genau das ausdrückt, was ich fühle, wenn ich an unsere Zeit auf der Rhea zurückdenke: Freiheit, Entspannung, pure Zufriedenheit. Und das, obwohl Matthias und ich zum Arbeiten dort waren und immer eine Kamera in der Hand hatten – was dank viel Wind und ordentlich Seegang oft eine ganz schöne Herausforderung war. Dennoch: Ich glaube, wer an Bord der Rhea ist, der kann gar nicht nicht glücklich sein. Es scheint einfach ausgeschlossen.
Mit Sicherheit liegt das an den gemütlichen und für ein Segelboot sehr großzügigen Kabinen, dem geschmackvollen Design der Yacht, all‘ den Annehmlichkeiten an Bord und der Schönheit der Kykladen. Aber ich glaube, dass es vor allem an der lockeren Stimmung zwischen Crew und Passagieren liegt. Und am allermeisten wohl an der Sache selbst: Dem Reisen mit dem Wind.
Keine Wünsche offen
Und während uns der Meltemi in dieser Woche einen spannenden Segeltörn bescheren wird, erwartet uns an Bord der Rhea täglich ein großzügiges Frühstücksbudget, ein Mittagessen inklusive Dessert und ein Dreigangmenü am Abend. Außerdem Kaffee satt, jeden Nachmittag frisch gebackene Kuchen, viele Badestopps, Equipment für eine Runde Wassersport (SUPs, Kajaks, Wakebord usw.), Dingi-Shuttles zum Festland und zum Abschluss ein wunderschönes Captains-Dinner mit fünf Gängen. Gegen Aufpreis gibt es an Bord zudem alkoholische Getränke, einen täglichen Sundowner und geführte Landausflüge.
Segeltörn durch die Kykladen: Route & Highlights
Leinen los – von Athen zu den Kykladen
Wie könnte ein Slow Travel-Erlebnis besser starten, als mit einer Runde Yoga am Morgen? Schon am Abend zuvor hatte Sandy, die uns an Bord als Host begleitet, verkündet, dass es in dieser Woche täglich Morgenyoga geben wird. Und so wärmen wir Muskeln und Geist mit einigen Übungen auf, während auch der Hafen von Piräus um uns herum langsam zum Leben erwacht: Die ersten Boote legen ab, leises Stimmengewusel, im Hintergrund ruft ein Priester zur sonntäglichen Messe – definitiv ein besonderer Ort für eine Yogaeinheit.
Nach dem Yoga stärken wir uns am großzügigen Frühstücksbuffet, während die Crew alles für die Abfahrt vorbereitet. Noch ein kurzes Sicherheitsbriefing für den (sehr unwahrscheinlichen) Ernstfall und dann heißt es auch schon: Leinen los!
Schon verrückt, wie selbst auf einer Yacht dieser Größe alles Hand in Hand läuft: Anker lichten, aus dem Hafen manövrieren, Segel setzen. Insgesamt sind dafür auf der Rhea sechs Crewmitglieder verantwortlich: Captain Pieter, First Mate Asma, Bootsmann Darryn, Felix und Antoinette als Deck Crew und Mechaniker Maciej – falls technisch mal was hakt. Und auch wenn hier natürlich alles eine Nummer größer ist als auf den meisten Segelbooten und die Kommunikation innerhalb der Crew via Walkie Talkies läuft – alles klappt reibungslos! Die gigantischen Segel sind mithilfe der hydraulischen Winden – und der Muskelkraft einiger Passagiere – ruckzuck gehisst und schon nach wenigen Minuten hören wir zum ersten Mal an Bord der Rhea die magischen Worte: „And now, we are sailing!“
Und WIE wir segeln! Das Wetter ist perfekt: Kräftiger, aber angenehmer Wind, mittlere Welle, strahlender Sonnenschein. Wenn ich nicht gerade versuche, jeden Moment mit der Kamera festzuhalten, liege ich einfach nur an Deck, gucke in die Wellen oder schaue den Segeln zu, wie sie dem Wind weichen und dafür sorgen, dass wir uns langsam wiegend voranbewegen. Und zwischendurch dürfen wir mit Sandys Hilfe sogar mal vorn ins Netz klettern und spüren, wie die Wellen unter uns an den Bug der Rhea spritzen. So fühlt sich Freiheit an!
Am Abend ankern wir am Kap Sounion und erleben einen wunderschönen Sonnenuntergang mit Blick auf den Poseidon Tempel. Morgen segeln wir dann weiter zu den Kykladen – genauer zu den Inseln Kythnos, Syros und Mykonos.
Kythnos: Abseits der Touristenpfade
Am Morgen gehen einige Passagiere an Land und besuchen den imposanten Poseidon Tempel. Andere baden oder lesen. Wir haben den Tempel bereits 2021 für unsere Reiseführer-Recherche* besichtigt und entscheiden uns daher, mit einer kühlen Coke im Schatten mit Meerblick am Laptop zu arbeiten – könnte schlimmer sein!
Am Mittag segeln wir weiter. Auch heute sind die Bedingungen traumhaft, wenn auch schon etwas wilder. Für die nächsten Tage ist starker Wind bis Force 8 gemeldet – heute erleben wir wohl die ersten Vorboten. Weil ich vom Segelkurs und diversen anderen Erfahrungen auf dem Meer weiß, dass ich seefest bin, bearbeite ich während der Überfahrt ein paar Fotos. Blöde Idee, denn plötzlich passiert es: Mir wird schwummrig, ich bekomme einen steifen Nacken und fühle mich irgendwie komisch. Erst will ich’s mir nicht eingestehen, aber irgendwann lässt sich nicht mehr leugnen, dass ich ein bisschen seekrank bin.
Anna vom Service lächelt mir aufmunternd zu und drückt mir ein Stück Ingwer in die Hand. Anfangs bin ich skeptisch, doch ich kaue langsam darauf herum. Und tatsächlich: Es hilft! Ich setze mich ganz vorn an Deck in den Schatten des riesigen Segels und schaue gedankenverloren zum Horizont. Und während ich mich langsam besser fühle, muss ich plötzlich blinzeln, weil ich meinen Augen kaum traue: Delfine! Ein paar Minuten lang begleitet uns eine kleine Schule – einige hüpfen auf und ab, andere schwimmen seitlich mit uns mit. Ich kann unser Glück kaum fassen, grinse über beide Ohren – und mit den Delfinen verschwindet auch die Übelkeit komplett.
⋙Tipps gegen Seekrankheit
Egal, wie seefest du bist: Hin und wieder erwischt es jeden. Mit einigen Kniffen kannst du aber vorbeugen: Vor der Überfahrt und währenddessen Ingwertee trinken, dich ablenken (aktiv mitsegeln hilft vielen), auf den Horizont schauen und auf keinen Fall in ein Display blicken. Wenn starker Seegang angesagt ist, kannst du vorab auch eine Reisetablette nehmen – die macht aber leider etwas müde. Sollte es dich unterwegs unerwartet erwischen, helfen die Tabletten übrigens nicht mehr. Dann heißt es: Ruhe bewahren, Ingwer kauen und den Horizont fixieren. Im besten Fall verschwindet die Übelkeit spätestens, wenn der Anker fällt. Wenn das nicht hilft: Ab an Land!
Kolona Beach
Schon kurze Zeit nach der wunderbaren Delfin-Begegnung ankern wir vor Kythnos – genauer vor dem vielleicht schönsten Strand der Insel: Kolona Beach. Im Grunde sind es sogar zwei Strände, deren türkisblaues Wasser von einer langen Sandbank getrennt wird, die zu einem Inselchen führt. Matthias und ich schnappen uns die Kajaks und paddeln durch unzählige Blautöne zum Strand, um ein paar Fotos von oben zu machen. Der Sand ist superfein und hell, fällt langsam ins türkise Meer ab und am Strand sind wir umgeben von Locals. Das liegt wohl daran, dass Kythnos sich mit als letzte Kykladen Insel dem Tourismus geöffnet hat und deshalb noch ein absoluter Geheimtipp ist.
Apropos Geheimtipp: Wenn du hinter der Taverne am Strand dem Trampelpfad an der Küste entlang gen Westen folgst, erreichst du am letzten Strand eine heiße Quelle, die aus dem Berg direkt in ein kleines Becken läuft.
⋙Info:
Vom Land aus erreichst du die wunderschöne Zwillingsbucht vom Hauptort Messaria aus in gut 15 Autominuten. Die Parkplätze vor Ort sind rar, aber am Nachbarstrand Paralia Fikiadas kannst du das Auto abstellen und die letzten 500 Meter zu Fuß gehen. Alternativ wird der Kolona Beach zur Hauptsaison auch mehrmals täglich von Taxibooten vom Hafen in Merichas angesteuert. Hier findest du weitere Infos.
Ein Spaziergang durch Dryopida
Am nächsten Tag wollen wir uns ein bisschen mehr von Kythnos anschauen. Deshalb geht es mit dem Dingi an Land, wo wir bereits von Guide Giorgios erwartet werden. Gemeinsam geht es im Auto einmal über die karge Kykladen-Insel direkt ins verschlafene Bergdorf Dryopida. Griechenland gehört zu den Ländern, die sich trotz viel Tourismus vielerorts ihre Kultur und authentische Lebensart erhalten. Dryopida ist einer dieser Orte. Gemütlich schlendern wir durch die verwinkelten, Gassen, vorbei an weiß gekalkten Häusern.
Mir fällt auf, dass der Ort mich an Santorini erinnert: Bunte Läden, kleine Boutiquen, gemütliche Tavernen, hippe Cafés und hübsche Muster auf dem Steinboden der verwinkelten Sträßchen. Mit einem wesentlichen Unterschied: Ich kann entspannt durch die engen Gassen bummeln, statt mich Schulter an Schulter durch die Menschenmassen zu schieben. Und: Hier leben wirklich noch Locals in den weißen, mit bunten Blumen verzierten, Häusern. Ist es nicht verrückt, dass manche Orte völlig überrannt sind, während andere zwar irgendwie genauso schön, aber unbekannt sind?
Das touristische Highlight von Dryopida ist zweifelsohne die riesige Katafyki-Höhle, die sich unter dem Dorf erstreckt. Schon in der Antike wurde diese Höhle für Versammlungen und zur Lagerung verderblicher Lebensmittel genutzt. Auch heute finden hier noch hin und wieder Zeremonien statt. Bei einem kurzen Rundgang kannst du dir ein Bild der beeindruckenden Höhle mit ihren verwinkelten Seitengängen machen. Aber Vorsicht: Nicht verlaufen – nicht alle Ecken der Höhle sind gut beleuchtet!
⋙Info:
Die Katafyki-Höhle ist im Juli & August täglich von 9 bis 14 Uhr geöffnet; sowie im Mai, Juni und September am Wochenende von 9 bis 14 Uhr. Der Eintritt ist frei; eine kleine Spende ist aber erwünscht.
Der Hafenort Merichas
Von Dryopida geht es für uns ins zehn Autominuten entfernte Merichas, den Hafenort von Kythnos. Wir verbringen dort gemütlich den Abend und beobachten, wie sich die bunten Fischerboote und Segelyachten im Sonnenuntergang wiegen. Ansonsten gibt es nicht allzu viel zu sehen, aber für ein leckeres Abendessen in einer urigen Taverne lohnt sich der Zwischenstopp allemal!
⋙Restaurant-Tipp:
Wir haben sehr lecker in der Taverne Ostria gegessen (direkt beim Bootsanleger; GPS: 37.39057, 24.39720; tgl. 11-0.30 Uhr); empfehlenswert soll aber auch die Taverne Byzantio – Yalos (GPS: 37.38905, 24.39759) sein.
Syros: Venezianisches Flair & kristallklares Wasser
„Wer segeln mag, wird das hier lieben“, denke ich, während ich möglichst flach an Deck der Rhea liege und versuche, eine der Wellen einzufangen, die immer wieder an den Seiten auf’s Vordeck spritzen. Mein Blick fällt auf das schmale Segel, das wir am Morgen extra für die wilden Bedingungen gehisst hatten. Die Worte „FORE STORMSAIL“ lassen keine Fragen offen. Kein Wunder, dass die meisten meiner Fotos verwackelt sind – aber mit Glück sind vielleicht ein paar Treffer dabei. Ich schaue auf’s Display der Kamera: 10.07 Uhr. Wir sind bereits seit zwei Stunden unterwegs und trotz viel Seegang macht sich gerade der Wunsch in mir breit, noch ewig so weiterzusegeln.
Da wir wussten, dass der Meltemi uns an diesem Tag mit Force 8 und mehr erwischen würde, sind wir direkt nach dem Frühstück aufgebrochen. Die meisten Passagiere, Matthias und mich eingeschlossen, hatten zur Sicherheit eine Tablette gegen Seekrankheit genommen. Ich fühle mich ein bisschen schläfrig, aber sonst geht es mir großartig. Nur das mit den Fotos und Videos ist so eine Sache, wenn man sich eigentlich gerne dauerhaft mit mindestens einer Hand festhalten würde… 🙂
Wir segeln bis zum Nachmittag unter traumhaften Bedingungen weiter: Sonne, viel Wind und gute Sicht. Als wir die Küste von Syros erreichen, bin ich ein bisschen platt von der Sonne im Gesicht und der steifen Brise im Nacken, aber überglücklich. Was für ein Tag!
Achladi Beach
Wir ankern in einer ruhigen Bucht und die Crew bereitet das Dingi für den Shuttle zum Strand vor. Wer mag, kann sich die Füße am Achladi Beach (GPS: 37.38808, 24.94054) vertreten oder noch mal ins kühle Nass springen. Ein bisschen schwummrig fühlen wir uns nach diesem Segeltörn heute schon, also nehmen wir das Angebot dankend an und freuen uns über die kurze Spritztour im Dingi.
An Land angekommen taucht die Nachmittagssonne die kleine Bucht und den Strand bereits in sanftes Licht, während die Fischerboote im Takt der Wellen auf und ab wippen. Eine Taverne hat Stühle, Tische und Liegen so aufgebaut, dass man mit den Füßen direkt im Wasser sitzen kann. Wir bestellen uns eine kühle Coke und ein Schweppes und quatschen ein bisschen, machen ein paar Fotos und hüpfen kurz ins Wasser. Dann gehen wir ein paar Schritte und freuen uns über den festen Boden unter den Füßen. Auch wenn wir nicht viel von der Küste sehen, glaube ich, dass diese Ecke von Syros sich lohnen könnte.
Und tatsächlich: Eine kurze Recherche zurück an Bord der Rhea bestätigt, dass die Strände rund um Vari im Süden der Insel mit zu den schönsten gehören sollen. Eins ist klar: Beim nächsten Mal schauen wir uns definitiv mehr von Syros an!
Wunderschönes Ermoupoli – die Hauptstadt der Kykladen
So richtig hatten wir die Insel Syros und ihre Hauptstadt Ermoupoli (übrigens auch Verwaltungssitz der Kykladen) nie auf dem Schirm. 2020 hatten wir kurz überlegt, einen Zwischenstopp auf dem Rückweg von Santorini zum Festland einzulegen, es dann aber doch verworfen. Umso mehr freuen wir uns, dass wir Ermoupoli jetzt kennenlernen. Schon bei der Einfahrt in den imposanten Hafen mit den markanten Kirch-Hügeln im Hintergrund wissen wir: It’s a vibe!
Und was für einer: In weniger als 24 Stunden ziehen uns die engen Gassen mit den Marmorböden und dem holprigen Kopfsteinpflaster, die klassizistischen Gebäude neben pastellfarbenen Häusern und die ausgelassene Stimmung komplett in ihren Bann. Ermoupoli ist die perfekte Mischung aus authentisch und belebt: In den Cafés hört man griechisches Stimmengewirr, aber hier und da trifft man auch auf internationale Besucher*innen und irgendwie erinnert die Architektur fast an eine italienische Stadt.
Wir schlendern durch die Gassen des hübschen Viertels Vaporia, machen unzählige Fotos und lassen uns treiben, als unser Blick plötzlich auf eine geschlungene Straße fällt, an deren Ende ein paar Stunden offenbar zu einer Badebucht führen. Ohne lange zu zögern, spazieren wir los und hüpfen nur wenige Minuten später zwischen Locals ins glitzernde Meer. Am Rande der bunten Häuserfronten hat man hier einige Plateaus gebaut, von denen kleine Leitern direkt ins Wasser führen. Die Stimmung ist ausgelassen und der Ausblick auf die Stadt und die imposante Kirche Agios Nikolaos großartig! Ein kurzer Blick auf Maps zeigt: Wir sind am sogenannten Vaporia Beach gelandet. Einen echten Strand sucht man zwar vergebens, aber wir sind trotzdem verliebt!
Im Hafen von Ermoupoli
Als wir am Abend zurück an Bord sind, herrscht wuselige Stimmung. Was die anderen Passagiere nicht wissen: Die Crew hat für heute ein Trio eingeladen, das beim Dinner griechische Musik für uns spielen wird.
Als die drei wenig später das Boot betreten, stauen viele nicht schlecht. Wir sitzen zusammen, lachen, trinken Wein, lauschen der Musik und beobachten das rege Treiben an der Hafenpromenade. Und zum Abschluss zaubert Küchenchef Mauro noch eine frisch gebackene Schokoladentorte wie aus dem Bilderbuch hervor. Vielleicht bleibe ich einfach für immer hier!
Mykonos: Must See oder Massentourismus?
Bevor der Wind am Abend nachlassen soll, erleben wir heute noch mal eine aufregende Segeltour nach Mykonos. Und weil die Brise schon etwas sanfter ist als gestern, dürfen wir noch mal beim Setzen der Segel mit anpacken. Wieder beschleicht mich dabei dieses Gefühl, dass es dieses Mal keine zwei Jahre dauern wird, bis wir zurück auf einem Segelboot sein werden…
Als wir in der Bucht ankern, traue ich meinen Augen kaum: Noch nie habe ich außerhalb einer Marina so viele Katamarane, andere Segelboote und Motoryachten auf einem Haufen gesehen. Die Insel muss es wahnsinnig voll sein…
Und der erste Eindruck bestätigt sich schnell: Mykonos gehört zu den wenigen Orten in Griechenland, bei denen wir uns einig sind: Das brauchen wir so schnell nicht mehr. Das liegt mit Sicherheit daran, dass wir 2020 während der Corona-Pandemie zum ersten Mal hier waren – und eine sehr leere, zivilisierte und in manchen Ecken sogar noch ursprüngliche Insel mit vielen herzlichen Begegnungen mit Locals kennengelernt haben. Selbstredend also, dass uns das Mykonos, das sich in einem normalen Sommer inzwischen bietet, ein bisschen verstört 😀
Nichtsdestotrotz nutzen wir die Chance – mit unseren Kameras gewappnet – einen Abstecher nach Mykonos Town zu machen. Von den berühmten Windmühlen auf dem Hügel Kato Myli schlendern wir über die benachbarte bunte Häuserfront Little Venice durch die Gassen der Altstadt. 2020 hatten wir in Little Venice tatsächlich direkt in erster Reihe einen kleinen Tisch ergattert und dort einen (zwar teuren, aber leistbaren) Vino zum Sunset getrunken. Diesen Sommer sind die Tische bereits am Nachmittag restlos überfüllt. In den Seitengassen der Altstadt können wir dem Trubel der Insel aber doch ganz gut entfliehen. Wir spazieren völlig ohne Plan durch die hübschen Straßen und über kleine Plätze und stellen uns vor, wie die Insel wohl war, bevor sie zur absoluten Tourismushochburg wurde. Und tatsächlich: Wenn man genau hinsieht, findet man sie bis heute; die urigen Tavernen mit vernünftigen Preisen, die Begegnungen mit herzlichen Griechen und das wunderbar entspannte Lebensgefühl.
⋙Tipp:
Natürlich gibt es auf Mykonos weit mehr zu sehen als die Altstadt und wir haben uns 2020 die ganze Insel angschaut. Aus den oben genannten Gründen haben wir bisher aber trotzdem keinen eigenen Blogartikel zur Insel geschrieben. Vielleicht kommt das ja noch. Bis dahin findest du hilfreiche Infos und unzählige Tipps zu Mykonos (und übrigens auch zu so ziemlich jeder anderen Region des Landes) auf dem wohl besten Griechenland-Blog der Welt: Greece Moments von Tom und Ella.
Krönender Abschluss: Das Captains-Dinner
Während die Sonne langsam im Meer versinkt, das Nachtleben erwacht und die Insel in tausende Lichter getaucht wird, wartet auf uns zurück an Bord der Rhea ein letztes Highlight: Das Captains-Dinner mit fünf Gängen. Anna, Felicity und Alessia aus dem Service haben sich selbst übertroffen und alle Tische aufwändig dekoriert. Auch das Wetter spielt perfekt mit: Es ist fast windstill, während die Abendsonne das geschmückte Deck in warmes Licht taucht.
Wir sitzen zusammen, gönnen uns zum Abschluss der Reise einen Aperol Spritz, genießen das Menü, das Mauro und Nicolai in der Bordküche gezaubert haben, und lassen diesen großartigen Segeltörn dabei noch mal Revue passieren. Ich merke, dass ich ein bisschen traurig bin, dass die Zeit an Bord der Rhea sich dem Ende zuneigt. Viel Raum für Trübsal bleibt aber nicht – Sandy und Verena haben nämlich ein Sailing Classics-Quiz vorbereitet. Wir raten wild um die Wette, lachen unglaublich viel und schauen uns alle zusammen noch ein paar unserer Fotos der letzten Tage an. Dann sitzen wir noch eine Weile gemütlich zusammen. Bevor wir uns ins Bett verkriechen, schaue ich noch ein letztes Mal über das dunkle Meer hoch in den Sternenhimmel, atme tief ein und weiß: Ganz bald möchte ich wieder an Bord eines Segelbootes sein.
Info/Offenlegung:
Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit Sailing Classics.
*Hierbei handelt es sich um Affiliate Links. Wenn du darüber etwas buchst oder bestellst, bekommen wir eine kleine Provision. Du zahlst natürlich trotzdem nur den regulären Preis. Außerdem empfehlen wir hier nur, was wir auch selbst nutzen.